Steinkauzschutzprogramm im Landkreis Oldenburg und Randgebiet (Gem. Garrel, CLP)
Von Klaus Taux
Aktive zur Mitarbeit im Steinkauzprojekt gesucht
Wer möchte in dem Steinkauzprojekt im Landkreis Oldenburg oder in der Gemeinde Garrel mithelfen?
Gesucht werden Naturfreunde, die bereit sind, sich ehrenamtlich mit Nachdruck und Ausdauer für die seltene und kleine Eule zu engagieren. Idealerweise sollten neue aktive Mitarbeiter nach entsprechender Einarbeitung selbständig Steinkauzröhren bauen oder reparieren, in Bäumen anbringen, kontrollieren und instand halten können. Dazu gehört etwas handwerkliches Geschick und die Fähigkeit, auf einer bis 5 m hohen Leiter zeitweilig freihändig arbeiten zu können. Ein Kraftfahrzeug, mit dem die Leiter und die notwendigen Werkzeuge befördert werden können, sollte zur Verfügung stehen. Anbieten könnte sich die Mitarbeit in den Steinkauzprojekt z. B. für rüstige Rentner oder Frührentner, für Ehepaare, aber auch für alle anderen Personen, die gerne in der Natur und der Landschaft aktiv sind und einen Teil ihrer Freizeit für eine liebenswerte und schutzbedürftige Vogelart aufwenden wollen.
Sind Sie interessiert, möchten Sie mitmachen oder wünschen Sie nähere Informationen, dann rufen Sie mich bitte an oder schreiben Sie eine Mail:
Klaus Taux, Thomas-Mann-Str. 19, 26133 Oldenburg Telefon: 0441 - 46011 ● E- Mail:Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! |
Zum Steinkauz
1. Situation
Der Steinkauz gehört zu den kleinsten der in Deutschland brütenden Eulen. Er hat stark im Bestand abgenommen und ist inzwischen in vielen Gebieten Niedersachsens verschwunden. Nach dem „Atlas der Brutvögel“ wurden 1970 etwa 600 Paare, 1980 ca. 300, 1990 ca. 200 und von Experten im Jahr 2000 nur noch 150 Paare für Niedersachsen geschätzt. In der „Roten Liste der Brutvögel Niedersachsens“ wird die Art als „vom Aussterben bedroht“ geführt. Auch im Oldenburger Land ist der Steinkauz eine seltene und kaum noch bekannte Vogelart, die früher aber weit verbreitet war und an zahlreichen Orten vorkam.
Zu den bedeutendsten Rückgangsursachen gehören der Verlust an Nisthöhlen und Tagesverstecken durch Beseitigung alter und hohler Bäume (Erlen, Obstbäume, Kopfweiden), Abriss oder Zerfall von alten Häusern, Scheunen, Feld- und Weideschuppen, Schafställen, Gemäuern und Änderung der Bauweise an Gebäuden. Aber auch die Landschaft hat sich verändert. So sind durch Überbauung und Besiedlung von Ortsrandlagen, großräumige Flurbereinigungsverfahren auf moorigen Böden und durch das Tiefpflügen nasser Wiesen und Weiden, einhergehend mit dem Verschwinden des kleinräumigen Landschaftsmosaiks, früher genutzte, wertvolle Bruträume verloren gegangen.
2. Hilfsmaßnahmen durch Nistgeräte
Mit Förderung der Naturschutzstiftung läuft seit dem Jahr 1998 ein Arten-Hilfsprogramm für den Steinkauz im Landkreis Oldenburg.
Innerhalb von vier Jahren habe ich im Auftrag der Stiftung im gesamten 1063 Quadratkilometer großen Landkreis Erfassungen zum Vorkommen der Art durchgeführt, aktuelle Steinkauz-Vorkommen sowie geeignete Plätze für Steinkauz-Nistgeräte beschrieben.
Da sich ein Angebot künstlicher Nistgeräte im Nahbereich noch vorhandener Vorkommen sowie in aufgegebenen Brutgebieten positiv auf den Steinkauzbestand auswirken kann, wurden noch im Jahr 1998 die ersten 30 speziell für die kleine Eule entwickelten runden Niströhren im Auftrag der Stiftung im Jugendwaldheim Ahlhorn gebaut und an geeigneten Bäumen angebracht.
Die Röhren haben einen Innendurchmesser von 18 cm. Sie sind insgesamt einen Meter lang, davon entfallen 80 cm auf den Brutraum und 20 cm auf den Vorraum. Das Einflugloch hat einen Durchmesser von 6,5 cm. Außen sind die Röhren mit Dachpappe umhüllt, damit es nicht hinein regnet; innen werden 10 Liter Laubholzfeinspäne- und Laubholsägemehl aus Unterlage eingefüllt.Parallel dazu wurden ebenfalls einen Meter lange, 20 cm hohe und ebenso breite, eckige Steinkauznistkästen innen hinter die Giebel von Feldschuppen eingebaut. In allen Fällen ist vorher die Zustimmung der betroffenen Grundstücks- oder Gebäudeeigentümer eingeholt worden. Ab dem Frühjahr 1999 habe ich das Steinkauz- Artenschutzprogramm noch auf die im Westen an den Landkreis Oldenburg angrenzende Gemeinde Garrel (Landkreis Cloppenburg) ausgedehnt.
Zur Zeit sind im Landkreis Oldenburg für den Steinkauz 215 runde Niströhren und 90 eckige Kästen installiert. Zudem sind von der Naturschutzstiftung zahlreiche alte hochstämmige Obstbaumsorten kostenlos zur Neuanpflanzung abgegeben worden.
In der Gemeinde Garrel wurden dem Steinkauz bisher 40 runde Niströhren und 20 eckige Kästen in geeigneten Lebensräumen zur Verfügung gestellt.
3. Erhalt von Feld- und Weideschuppen
In Gebäudenischen von Melkerschuppen, Viehunterstellschuppen und Weideställen hat sich der Steinkauz seit alters her gerne ein Tagesversteck und eine geschützte Ecke zur Aufzucht seiner Jungen gesucht. Viele der heute noch vorhandenen Schuppen sind jedoch in einem angegriffenen baulichen Zustand, da in Erhalt und Pflege der Schuppen nur noch selten investiert wird. Wände, Giebel und Dächer sind defekt oder es regnet hinein, weil Dachpfannen heruntergeweht und die Balken darunter teilweise schon morsch geworden sind.
Als wichtige Maßnahme zur Lebensraumsicherung und zum Erhalt des Steinkauzes in der Landschaft sind daher mit Förderung durch die Naturschutzstiftung bisher 16 Feld- und Weideschuppen im Landkreis Oldenburg renoviert worden.
(Bilder von renovierten Schuppen sind zu sehen unter Laufende Projekte-Steinkauz auf der Webseite "www.naturschutzstiftung- oldenburg.de" oder "www.naturschutzstiftung-ol.de")
4. Bisheriges Ergebnis der Maßnahmen für den Steinkauz
Durch das bisher durchgeführte Programm ist der Steinkauz-Bestand im Landkreis Oldenburg von 2 Paaren im Jahr 1998 auf insgesamt 93 Brutpaare im Jahr 2015 angestiegen (Von den 93 Paaren im Jahr 2015 brüteten insgesamt 9 Paare in 135 Nistgeräten von weiteren Steinkauz-Betreuern im Landkreis Oldenburg, siehe dazu auch "www.oldenburg-kreis.de" Naturschutzstiftung, Laufende Projekte, Steinkauz). 2016 ist mit nur noch 75 Paaren ein deutlicher Rückgang der Steinkauz-Population zu verzeichnen. An zahlreichen Stellen, die fast Jahr für Jahr schon seit langer Zeit von Steinkauz-Paaren besetzt waren, fehlten in diesem Jahr die Käuze. Über die Ursachen können nur Mutmaßungen angestellt werden. So gab es im Januar zwei harte Winterwochen mit eisverkrusteten Schneelagen und Minustemperaturen auch am Tage. Kleinsäuger, die sich unter der Eiskruste aufhielten konnten nicht erbeutet werden, so daß Nahrungsnot an manchen Orten zur Reduzierung der Steinkäuze geführt haben könnte. Gravierend für den Steinkauz, der sich im Sommer zu über 60 % von Laufkäfern, Mistkäfern, Heuschrecken und anderen Insekten ernährt, dürfte sich auch auswirken, daß die Insektenbestände in Deutschland sehr stark zurückgegangen sind. Hinzu kommt, daß Prädatoren wie Habicht, Sperber, Steinmarder, Hermelin, Rabenkkähe, Katze etc. anscheinend in zunehmender Zahl auch auf die kleine Eule einwirken. Alljährlich verunglückte Käuze an Verkehrswegen, in Schornsteinen und Wasserbehältern reduzieren zudem den Steinkauzbestand.
In der Gemeinde Garrel in Cloppenburg waren zu Beginn der Maßnahmen keine Vorkommen mehr bekannt. Unter Einsatz von Klangattrappe durchgeführte Untersuchungen blieben ohne Reaktion. Im Jahr 2016 brüteten in Garrel 18 Steinkauzpaare.
Jahr |
Landkreis Oldenburg |
Gemeinde Garrel |
Insgesamt |
1998 |
2 |
Keine mehr festgestellt |
2 |
1999 |
5 |
Keine mehr festgestellt |
5 |
2000 |
8 |
1 |
9 |
2001 |
12 |
1 |
13 |
2002 |
12 |
1 |
13 |
2003 |
20 |
7 |
27 |
2004 |
19 |
13 |
32 |
2005 |
27 |
16 |
43 |
2006 |
27 |
15 |
42 |
2007 |
40 |
21 |
61 |
2008 |
56 |
21 |
75 |
2009 |
56 |
27 |
83 |
2010 |
58 |
29 |
87 |
2011 |
64 |
22 |
86 |
2012 |
70 |
19 |
89 |
2013 |
77 |
20 |
97 |
2014 |
82 |
18 |
100 |
2015 |
93 |
20 |
113 |
2016 |
75 | 18 | 93 |
2017 |
66 | 16 | 82 |
Entwicklung des Steinkauzbestandes (Brutpaare und brutverdächtige Paare) im Landkreis Oldenburg und in der Gemeinde Garrel (Landkreis Cloppenburg)
Das bisher durchgeführte und nunmehr seit 20 Jahren bestehende Artenhilfsprogramm für den Steinkauz hat somit bereits Erfolge gezeigt. Die Bemühungen zur Stabilisierung der vorhandenen Steinkauz-Vorkommen und zur Vergrößerung des Bestandes sollen und müssen jedoch weiter fortgesetzt werden, um diese liebenswürdige und schutzbedürftige Vogelart auch längerfristig vor dem Verschwinden aus unserer Landschaft zu bewahren.
Beobachtungen in dem Steinkauzprojekt
Lebensräume für den Steinkauz
Im Oldenburger Land ist der Steinkauz ein Vogel der bäuerlichen Kulturlandschaft.
Er bevorzugt eine offene, parkartige oder dörfliche Landschaft, in der ihm alte Obstbaumgärten, Erlen, Kopfweiden, Wallhecken, Feld- und Weideschuppen, sowie Gebäude ( z. B. Stallgebäude, Scheunen, Hühnerhäuser) auf Bauernhöfen Bruthöhlen, Schlaf- und Ruheplätze sowie Schutz und Deckung bieten. Seine Nahrung sucht er gerne auf Viehweiden, kurzgrasigen Wiesen und breiten, strukturreichen Feldwegen im Kontakt mit Koppelpfählen oder anderen gut geeigneten Jagdwarten.
Die folgenden Bilder zeigen eine Auswahl potentieller oder bereits besiedelter Steinkauzbiotope im Landkreis Oldenburg und der Gemeinde Garrel (CLP):
Steinkauzröhren in der Bauernlandschaft
Alle derzeit installierten Steinkauzröhren hängen in Bäumen. Am häufigsten wurden die Röhren in Eichen, Erlen, Birken und Apfelbäume waagerecht ausgerichtet installiert. Die Anbringungshöhe liegt meist zwischen 3,5 m und 4,5 m. Als Himmelsrichtung für die Öffnung wurde Nord über Ost bis Süd verwendet, wobei die südöstliche Richtung bevorzugt wurde.
Wo es möglich war, wurden die Röhren so angebracht, dass sich starke Äste oder Stammbereiche vor dem Eingang befinden, so dass junge Steinkäuze herauslaufen und wieder in die Röhre hineinlaufen können. Damit junge neugierige Steinkäuze möglichst nicht gleich auf dem Boden landen, wurde sonst oft auch ein Brett oder eine breite Latte unter der Röhre befestigt, die ein Stück vor den Eingang ragt. Auch wurden mit Latten und Brettern „Laufstege“ vor der Röhre errichtet, auf denen junge Käuze herumturnen können.
Wenn sich in der Nähe von Röhrenstandorten kein Feld- oder Weideschuppen, keine Scheune oder kein sonstiges Gebäude (kein Bauernhof etc.) befindet, in dem der Steinkauz Unterschlupf finden kann, wurden stets mindestens zwei Nistgeräte [zwei (runde) Röhren oder eine Röhre und ein (eckiger) Kasten] für ein Steinkauzpaar angebracht.
Nach meinen Erkenntnissen werden Plätze mit zwei dicht beieinander hängenden Nistgeräten schneller und lieber besiedelt. Das „zweite“ Nistgerät hat während der Brutzeit seine Bedeutung vor allem als Versteck und Ruheplatz für das ♂.
Auch haben sich schon mehrfach ♀ im nächsten Jahr zur Brut in dem „zweiten“ Nistgerät entschieden, d. h. sie wechseln gerne mal den Nistplatz.
Die Röhrenplätze haben in gut geeigneten Steinkauz- Lebensräumen mindestens 300 m Abstand zueinander; im Durchschnitt sind sie etwa 1000 m voneinander entfernt. Steinkäuze siedeln sich am liebsten in der Nähe von Artgenossen an. Offenbar ist der Rufkontakt von besonderer Bedeutung. Die Chance, dass Nistgeräte auch angenommen bzw. bezogen werden, ist daher dort am größten, wo schon oder noch Steinkäuze in nicht allzu weiter Entfernung vorkommen. Infolgedessen wurde das Angebot an Röhren auch vom Westen des Landkreises Oldenburg ausgehend verdichtet, wo zu Beginn dieses Projektes noch 5 Steinkauzpaare festgestellt wurden.
Legebeginn, Zahl der Eier und der Nestlinge, Erreichen der Flugfähigkeit
Die Eiablage beginnt ganz überwiegend kurz vor bis kurz nach Mitte April.
Selten sind frühe Vollgelege aber auch schon ab Anfang April vorhanden.
An wenigen Stellen wurden jedoch auch Ende Juni noch kleine, bis eine Woche alte Küken festgestellt, so dass der Legebeginn auf die Zeit ab Mitte Mai zu datieren ist.
Die Zahl der in Nistgeräten gezählten Eier bzw. der jungen Steinkäuze lag meist zwischen 3 und 5. Mehrfach wurden auch Gelege mit 6 Eiern gezeitigt.
In dem mäusereichen Jahr 2007 hat ein ♀ in eine Röhre 7 Eier gelegt, diese jedoch danach verlassen. Dagegen konnte Anfang Juni 2007 im Kasten hinter dem Giebel eines Weideschuppens ein ♀ neben 7 ca. 2 ½ Wochen alten Jungkäuzen festgestellt werden. Dies ist bisher eine einmalige Rekordzahl.
Im Jahr 2003 saß Anfang Juni ein ♀ in einem Kasten auf einem Gelege mit 9 Eiern. Ein zweiter Steinkauz (vermutlich ein weiteres ♀) saß ebenfalls mit in dem Kasten. Ende Juni war das Gelege kalt und verlassen. Nach der Embryo-Entwicklung sind die befruchteten Eier etwa 7 bis 10 Tage bebrütet worden. Es ist anzunehmen, dass hier ein ♂ mit zwei ♀ verpaart war, die dann ihre Eier in ein gemeinsames Nest im Kasten gelegt haben.
Bigamie bzw. Bigynie beim Steinkauz konnte ich zur Brutzeit 2004 dann sicher in der Gemeinde Garrel feststellen, wo ein ♂ sich mit zwei ♀ verpaart hatte, die beide auch Eier gelegt und in geringem Abstand voneinander gebrütet haben (näheres hierzu im Kapitel Publikationen: Klaus Taux (2006):Steinkauzmännchen hat zwei Weibchen).
Wie viele der in den Nistgeräten gezählten jungen Steinkäuze in den einzelnen Jahren tatsächlich auch die Flugfähigkeit erreicht haben, ist – da die besetzten Röhren und Kästen nicht ständig unter Kontrolle gehalten werden können - nicht zu beantworten.
Zum Beispiel haben manche Jungkäuze, die schon mehr als drei oder vier Wochen alt aber noch flugunfähig waren, vorzeitig den Nistplatz verlassen. Sie sind zum Teil erbeutet worden (von Steinmarder, Katze, Hund), verunglückt (in Wassertonne, Ölbehälter), im Schornstein oder auch im dichten und hohen Getreidefeld gelandet und nicht wieder herausgekommen, auf der Straße überfahren worden oder durchnässt und unterkühlt im Regen umgekommen.
Besetzung von Nistgeräten
Die Dauer, bis in geeigneten Bäumen aufgehängte Röhren oder in Feld- und Weideschuppen eingebaute Kästen von Steinkäuzen besetzt werden, ist recht unterschiedlich. Manche der angebotenen Nistgeräte wurden schon nach kurzer Zeit, d. h. nach wenigen Wochen bzw. spätestens innerhalb eines Jahres besetzt. Zweimal wurde sogar direkt beobachtet, dass Niströhren noch am Tag der Montage besiedelt wurden, d. h. schon am selben Abend und in der folgenden Nacht rief ein ♂ oder ein Paar direkt am Röhrenplatz. Oft dauerte es aber auch viele Jahre oder gar ein ganzes Jahrzehnt, bis Steinkäuze einzogen. Und einige schon zu Beginn des Programms aufgehängte Röhren sind auch heute noch unbewohnt.
Geduld und Ausdauer ist hier also oft erforderlich. Es ist jedoch anzunehmen, das Nistgeräte um so rascher besiedelt werden, je mehr die Steinkauzpopulation sich ausbreitet und je mehr die Zahl der Steinkauzpaare zunimmt.
Gefahren, Konkurrenten, Feinde
Winter mit hohen Schneelagen über längere Zeit, können dem Steinkauz zu schaffen machen. Seit vielen Jahren nahmen die Winter bei uns jedoch einen überwiegend milden Verlauf, so dass Nahrungsknappheit wegen Unerreichbarkeit von Kleinsäugetieren wohl nur selten und höchstens für wenige Tage eingetreten ist.
Im Jahr 2009/2010 gab es jedoch einen ungewohnt kalten, in den letzten 25 Jahren nicht in der Art aufgetretenen Winter. Bei lang anhaltenden, relativ hohen und oft fest verharschten Schneedecken blieben die Kleinsäuger unter dem Schnee für viele Wochen unerreichbar.
Als Folge hat es Verluste unter den Steinkäuzen gegeben. So ist nahe der Lethe im Grenzbereich der Gemeinden Großenkneten und Garrel im Februar ein toter und völlig abgemagerter Steinkauz im Schnee zufällig gefunden worden. Weitere Käuze werden diesen Winter nicht überlebt haben.
Insgesamt hat sich die Steinkauzpopulaton jedoch behauptet und gegenüber dem Vorjahr sogar geringfügig erhöht.
Stacheldrähte bergen Unfallgefahren. Im Januar 2005 ist ein Steinkauz-♀ auf einer Viehweide in einen Stacheldraht geflogen, ist steckengeblieben und umgekommen.
Gefahren gehen auch vom Straßenverkehr aus. Im August 2009 fand ich einen frischtoten, überfahrenen Kauz auf einer Kreisstraße im Landkreis Oldenburg. Auch Landwirte haben mehrfach von überfahrenen Steinkäuzen berichtet. Auf abgelegenen Straßen mussten sie schon manchmal scharf mit ihrem Auto abbremsen, da Steinkäuze auf der Straße gesessen haben und nicht oder erst im letzten Moment aufgeflogen sind.
Offene Wasserbehälter können eine Todesfalle insbesondere für noch nicht oder eben flügge und unerfahrene Steinkäuze sein. Schon mehrere junge, seltener auch alte Steinkäuze sind in Regentonnen und Viehtränken gelandet und nicht mehr lebend heraus gekommen.
Regentonnen sollten daher mit Maschendraht abgesichert, Viehtränken mit einem „Kantholz“ versehen werden, auf dem die Käuze wieder herauslaufen können.
Auch in nicht mit Gitter oder Maschendraht abgedeckten Schornsteinen sind schon Steinkäuze gelandet. Unten angekommen, können sie glattwandige und tiefe Schornsteine oft nicht mehr verlassen. Meist werden sie von den Hausbewohnern nicht bemerkt oder erst lange, nach dem sie verendet sind, im Schornstein entdeckt.
Durch intensive Landbewirtschaftung, Beseitigung des kleinräumigen Landschaftsmosaiks sowie durch Überbauung – einhergehend mit dem Abriss und der Beseitigung zahlreicher Feld- und Weideschuppen - sind früher genutzte und auch viele potentielle Steinkauz-Lebensräume verloren gegangen.
Auf Pestizide (chemische Substanzen, die lästige oder schädliche Lebewesen töten, vertreiben bzw. in Keimung, Wachstum oder Vermehrung hemmen) kann der Steinkauz empfindlich reagieren. Als Folge des Pestizideinsatzes können z. B. Sterilität oder Dünnschaligkeit der Eier auftreten.
Von zahlreichen Betrieben werden zwecks Zertifizierung an Tiergroßställen von beauftragten Firmen zur Bekämpfung von Ratten und Mäusen regelmäßig Rodentizide ausgebracht. Die meist cumarinhaltigen Mittel bewirken Leberschädigung und Verbluten. Nimmt der Steinkauz als Sekundärnutzer nur einige solcher mit Rodentiziden bekämpfte Kleinsäuger auf, droht im tödliche Gefahr.
Hohltauben versuchen zuweilen in Steinkauznistgeräte einzudringen. Das Flugloch ist ihnen jedoch zu eng. Dennoch können sie durch das mitunter über mehrere Wochen
andauernde Sitzen und Rufen vor dem Röhreneingang dem Steinkauz lästig werden und ihn zum Verlassen des Nistplatzes bewegen.
Dohlen haben schon ein Steinkauz-Gelege in einem Kasten zerhackt.
Hier war die „Dohlensperre“, das ist eine zweite 2 – 3 cm dicke Holzscheibe hinter dem Röhreneingang, noch nicht angebracht. Einmal hat sich auch eine Dohle durch den Eingang in eine Röhre gezwängt, ist aber nicht mehr herausgekommen. Beobachtet wurde auch ein Dohlenpaar, das zwar nicht in die Röhre hinein kam, aber über viele Tage hinweg Stöckchen und Reisig (Nistmaterial) durch den Eingang in die Röhre schob. Ein Steinkauzpaar, das die Röhre schon bezogen hatte, ist daraufhin wieder verschwunden.
In den meisten, vom Steinkauz nicht besetzten, Nistgeräten ziehen Stare ihre Jungen auf. Im Herbst muss dann geprüft werden, ob die Stare genügend Platz zur evtl. Steinkauzbesiedlung gelassen haben. Zuviel eingestopftes Nistmaterial wird mit einen langen Haken aus der Röhre herausgezogen.
Waldmäuse nisten sich oft in Steinkauzröhren ein, tragen Laub und trockenes Gras sowie mitunter auch viele hundert Eicheln ein. Solche Röhren müssen mit dem Eisenhaken wieder frei geräumt werden, damit der Steinkauz sie besiedeln bzw. nutzen kann.
In jedem Jahr werden mehrere Steinkauzröhren von Hornissen bezogen. 2008 war ein Rekord festzustellen, als 18 Röhren von der Art besiedelt waren.
In den meisten Jahren beginnt die Königin Ende Mai/Anfang Juni mit dem Bau des Initialnestes. Im Jahr 2009 flogen die ersten Hornissen nach wochenlangem sonnigem Wetter und Mittagstemperaturen von 19 - 24 Grad Celsius schon ab Mitte April. Ende April 2009 waren schon Anfangsnester gebaut und erste Eier gelegt.
Falls sich bei den Aktivitäten der Hornissen dann Steinkäuze in der Röhre befinden, verlassen sie diese sofort. Bis zum Absterben des Hornissenvolkes Ende Oktober/Anfang November können und werden Steinkäuze die Röhre auch nicht mehr benutzen. Im November muss dann das verlassene, aber oft die Röhre ausfüllende und verstopfende Hornissennest mit dem Haken entfernt werden, damit der Steinkauz wieder einziehen kann. Nicht selten haben die Hornissen fast die ganze Einstreu (das Laubholzsägemehl) in das Nest verarbeitet. Dann muß die Einstreu in der Röhre nachgefüllt werden.
Wespenstaaten und Bienenvölker haben bisher erst je einmal eine Röhre besiedelt.
Das Wespennest ist nach dem Ende des Staates zerfallen. Das Bienenvolk ist in kalten Nächten des folgenden Winters erfroren.
Rabenkrähen können junge Steinkäuze abfangen und alte Steinkäuze, wenn sie am Tage draußen sitzen, belästigen. Beobachten konnte ich einmal, wie ein Krähenpaar schreiend um einen alten Steinkauz, der gegen Mittag in einer alten Erle saß, immer näher kommend herumsprang, bis es dem Kauz zuviel wurde und er sich in einen Kasten im Weideschuppen zurückzog.
Vor dem 2 ½ mal stärkeren Waldkauz (von den Gewichtsverhältnissen ausgehend) muss sich der Steinkauz in Acht nehmen. Beim Nachahmen des Steinkauz-Revierrufes kam oft ein Waldkauz in die Nähe. Dabei ließ das Waldkauz-♂ mitunter seinen tremulierenden Ruf hören, flog manchmal bis auf wenige Meter heran und griff einmal fast am Hinterkopf an, wohl stets in der Absicht, einen vermeintlichen Steinkauz zu erbeuten.
Habicht und Sperber können den Steinkauz durch ihre überraschenden, überfallartigen Jagdmethoden in Gefahr bringen. Anfang Juni 2010 hat ein Habicht in Bissel einen alten Steinkauz unter dem Röhrenbaum gerupft. Die Brut wurde daraufhin aufgegeben.
Landwirte haben berichtet, dass Katzen schon junge Steinkäuze getötet und weggeschleppt haben.
Einmal hat eine ältere Katze auch versucht in eine Steinkauzröhre einzudringen. Den im Röhreneingang eingezwängten Kopf konnte die Katze nicht mehr herausziehen.
Bei der Kontrolle wurde festgestellt, dass die Katze noch lebte. Um die Katze zu befreien, musste die Röhre vom Baum genommen und völlig auseinander montiert werden.
Junge Steinkäuze, die sich noch flugunfähig am Boden aufhielten, wurden in mindestens zwei Fällen von Hofhunden (1x Jagdhund, 1 x Schäferhund) gegriffen und getötet.
Im August 2005 ist in einem Feldschuppen in Halenhorst ein alter Steinkauz von einem Hermelin getötet worden. Das Hermelin ist auch ein guter Kletterer. Es wird daher verdächtigt, auch als Räuber in Nistgeräten aufzutreten, Eier auszufressen oder fort zu tragen.
Eier, die ausgefressen waren und deren Schalen entweder beisammen oder zertreut in der Röhre, bisweilen aber auch unter dem Röhrenbaum am Boden lagen, wurden gefunden im Mai 2010: Halenhorst, Hengstlager Weg, 4 Eier hinten in der Brutröhre, Mai 2010: Wardenburg, Fladderdamm; 3 Eier in der Röhre, im Mai 2011: Bissel, Altes Moor N Hof Nr. 16, 3 Eier am Boden unter Brutbaum, Juni 2011: Charlottendorf-West, Lethetalwiese, 3 Eier verstreut am Boden unter Brutbaum, Mai 2011: Garrel, Bergmann, 5 Eier verteilt in der Röhre.
Einige Male haben Eichhörnchen ihre Jungen in Steinkauzröhren aufgezogen und es besteht der Verdacht, dass sie auch schon Eier der kleinen Eule ausgefressen (siehe oben) und auch geraubt haben .
Hin und wieder sieht sich der Steinmarder in Nistgeräten um, quartiert sich darin bisweilen auch für längere Zeit ein. Durch den Steinmarder sind das Steinkauz-♀ und die jungen Käuze in besonderer Gefahr.
Bekannt ist im Projektgebiet bisher die Erbeutung a) von zwei fast flüggen Jungkäuzen im Baum unter der Niströhre (06-2003: Steinloge), b) von einem adulten Steinkauz nach der Brutzeit in der Röhre (08-2006: Steinloge), c) von einem Weibchen samt ihrer Jungen in der Röhre (06-2008: Halenhorst), d) von einem alten Steinkauz in einem Feldschuppen (02- 2009: Westerholt ), e) von einem alten Steinkauz in einem Feldschuppen (03-2009: Halenhorst), f) von einem alten Steinkauz in einer großen Baumhöhle unter der Niströhre (06-2009: Littel/Hengstlage), g) von einem alten Steinkauz im Kasten (11-2009: Tungeln), h) von einem jungen Steinkauz vorne in der Röhre (09-2011: Zwischenlethe), i) von Steinkauz-Weibchen in Röhre, Kopf abgebissen (05-2011, Hengstlager Moor), von Einzeltier, im Kasten erbeutet (05-2012, Bissel, Gründen),
Um den Marder abzuschrecken, können Steinkauz-Brutbäume mit Carbibol eingepinselt werden. Diese Methode habe ich dann mehrfach erfolgreich angewendet, als es noch sehr wenig Steinkauzpaare im Landkreis Oldenburg und in der Gemeinde Garrel gab. Auch bei Steinkäuzen, die sich neu und isoliert von der Haupt-Population angesiedelt haben sowie an Plätzen, an denen Marder beobachtet oder vermutet wurden, sind die Brutbäume im unteren Stammbereich bis etwa
Brusthöhe mit Carbibol (schadstoffarmer Holzanstrich) eingepinselt und betupft worden. In keinem Fall ist es bei eingepinselten Bäumen zur Plünderung der Brutstätten durch Steinmarder gekommen.
Wenn sich der Steinmarder in kaum noch genutzten Feldschuppen zwischen Geräten oder unter Holzablagerungen eine dauerhafte Behausung eingerichtet hat, zieht der Steinkauz hier mitunter ganz ab. Es kann auch vorkommen, daß der Steinkauz vom Marder im Schuppen erbeutet wird (s. oben).
Zur Betreuung von Steinkäuzen bzw. zur Kontrolle von Nistgeräten
Nähere ich mich mit der Leiter zur Kontrolle einer Steinkauz-Röhre oder einem im Schuppen eingebauten Steinkauz-Kasten, mache ich durch Reden oder Erzählen mit ruhiger Stimme auf mich aufmerksam. So vermeide ich, dass sich eventuell in den Nistgeräten sitzende Steinkäuze erschrecken.
Sitzt ein Vogel außen vor der Röhre oder dem Kasten, schlüpft er bei Annäherung meist in seine Wohnung hinein.
Oft fliegt er aber auch ein Stück davon (am häufigsten in einen Baum), um von dort aus das Geschehen zu beobachten.
Wenn Steinkäuze in der Röhre sitzen, wird diese beim Anstellen der Leiter an den Röhrenbaum fast nie verlassen. Die Steinkäuze ziehen sich beim Näherkommen auf der Leiter meist in den hintersten Teil der Röhre zurück. Auch die Nestmulde mit den Eiern oder den jungen Käuzen befindet sich fast immer ganz hinten in der Röhre. Brütende Weibchen oder Weibchen mit kleinen Jungen bleiben überwiegend ganz fest und breit auf dem Gelege oder den Küken sitzen.
Zur Kontrolle der Niströhre setze ich eine kleine, hell leuchtende Taschenlampe ein, um die Situation (z. B. innerer Zustand der Röhre, Besatz, Brutstatus, Zahl der jungen Käuze) möglichst rasch zu erfassen.